Jetzt ersetzt die Festplatte auch die Videokassette

Durch ein unscheinbares Kästchen wird der PC zum Videorecorder.

Von Matthias Schüssler

PCs können (fast) alles – mit etwas Hardwarezusatz zeichnen sie sogar Fernsehsendungen auf und schlüpfen in die Rolle eines Videorecorders. Dabei bringt der digitale Herausforderer die VHS-Bandmaschine mit Tricks in Bedrängnis, die bei der Aufzeichnung auf analoge Kassetten undenkbar sind. Das «Time-Shifting» beim Fernsehen am PC, das laufende Programm zu unterbrechen und zeitversetzt weiterzuverfolgen oder eine Szene mehrfach zu betrachten: Dieses Kunststück gelingt, weil der digitale Videorecorder eine Aufnahme wiedergeben kann, während diese im Gang ist.

Um mit dem Computer TV-Programme aufzuzeichnen, ist ein PVR, ein «Personal Video Recorder» nötig. Solche Hardware wird entweder als interne Karte in den PC eingebaut oder, beispielsweise bei Notebooks, als externe Box angeschlossen.

Das Herzstück der PC-Videorecorder ist ein MPEG-Chip. Dieser Hardwarebaustein macht aus dem Fernsehsignal ein komprimiertes Format, das auch bei DVDs zum Zug kommt. Diese Umwandlung ist äusserst rechenintensiv, aber lohnend: Eine normale Fernsehkarte, welche die Daten unkomprimiert ablegt, beansprucht innert Sekunden Hunderte von Megabytes und erlaubt selbst mit der grössten Festplatte keine längeren Aufzeichnungen.

Durch Komprimierung kann stunden-, oder sogar tagelang mitgeschnitten werden. Im MPEG1-Format (es kommt auf der Video-CD zum Einsatz) belegt eine stündige Aufzeichnung rund 600 MB. Eine Stunde Film in Super-Video-Qualität (MPEG2) wird 1100 MB gross, und wenn Bild und Ton das Niveau eines DVD-Films erreichen sollen, ist mit 2720 MB zu rechnen. Einleuchtend, dass die Anschaffung eines digitalen Videorecorders bald den Kauf eines DVD-Brenners nach sich zieht. Diese Kombination ist das Traumgespann für den Menschen mit Sammelneigung, denn sie erlaubt die bestmögliche Archivierung von TV-Programmen. Übrigens hilft der PVR auch beim Digitalisieren von selbst gedrehten Aufnahmen, Anschlüsse für die Kamera sind vorhanden.

Blau gefällt besser als schwarz

Beim Vergleich von zwei externen PVR-Lösungen macht das teurere Produkt, Pinnacle Bungee, den ausgereifteren Eindruck: Das blaue Kästchen wird wie sein schwarzer Gegenspieler, WinTV aus dem Hause Hauppauge, via USB angeschlossen und ist ohne grosse Umstände betriebsbereit. Bungee zeigt auch dann ein ruckelfreies Fernsehbild, wenn mit dem PC gearbeitet wird. WinTV hingegen geriet häufig aus dem Takt und konnte akustisch nicht überzeugen.

Die Nase vorn hat Pinnacle auch beim Zubehör: Zur blauen Box gibts eine Fernbedienung und für die Erstellung von Video- und Super-Video-CDs ist die Brennsoftware Nero mit dabei. Was fehlt, ist Editor, mit dem etwa Werbeblöcke aus einer Aufnahme gelöscht werden könnten – Hauppauge dagegen legt ein simples Schnittprogramm bei.

Hauppauge WinTV-PVR-USB: 469 Fr.
www.hauppauge.de

Pinnacle Bungee: 399 Euro (ca. 580 Fr.)
www.pinnacle.ch

SCREEN TA

Captain Kirk beamt sich in den DVD-Player.

BILD HAUPPAUGE

Blackbox: Digi-Videorecorder.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 6. Mai 2002

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Thema: Zweitgeschichte
Nr: 4039
Ausgabe: 02-506
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