Spielspass ohne Mittelmass
Computer-Games geben hervorragende Weihnachtsgeschenke ab: Vier Spiele-Tipps des «ZürichExpress»
ZÜRICH Nur fantasiebewehrte Tagträumer mögen sich Lara Croft vor dem Weihnachtsbaum vorstellen, wie sie >Stille Nacht, heilige Nacht< singt und Grossmutters handgestrickten Pullover aus dem Geschenkpapier schält. Es ist offensichtlich: Laras Bestimmung ist es, selbst bzw. in Gestalt ihres neuesten Abenteuers >Tomb Raider 5 – Chronicles< unter dem Baum zu liegen. Im Vergleich zum Vorgänger hat sich nicht viel getan – so wenig, dass Kritiker teilweise von einem müden Aufguss der immer gleichen Geschichte sprechen. Solche Einwände vermögen eingefleischte Lara-Fans nicht zu schrecken. Wer Spass hat, eine wohlgerenderte Heldin mit präzisem Timing und genauer Steuerknüppel-Akrobatik durch eine Vielzahl von Schauplätzen zu lotsen, ist mit diesem Spiel gut bedient (Eidos, 77 Fr., PC und Playstation).
Laras Waffenarsenal ist nicht jedermanns Sache. >Flucht von Monkey Island< ist kein Game, bei dem ein schneller Finger am Abzug gefragt wäre. Der Spieler schlüpft in die Haut des schussligen Freibeuters Guybrush Treepwood und muss mit viel Kombinationsgabe und Wortwitz dieselbe retten: Es gilt, die in Piratenkreisen beliebten Beleidigungsduelle zu bestehen und die für tot erklärte Ehefrau zu retten. Der mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltete vierte Teil der Piratensaga ist ein humorvoller Familien-Spielgenuss (Lucas Arts, 77 Fr., Windows).
In wilder Fahrt durch London
Wer nicht knobeln möchte, sondern beim Spielen das Hirn am liebsten abschaltet, findet in >Midtown Madness 2< ein passendes Objekt zum Verschenken oder selber Spielen. In diesem Autorennen der besonderen Art darf man aus verschiedenen Fahrzeugen wählen und kann sodann wild drauflosfahren – entweder durch London oder die Strassen von San Francisco. Je nach Naturell kann der Spieler den Hindernissen in Form von Strassenlaternen, Bäumen oder den Fahrzeugen der Renngegner ausweichen oder auf Kollisionskurs gehen. Verblüffend, wie originalgetreu die Macher dieses Spiels die beiden Städte zum Leben erwecken (Microsoft, 69 Fr., Windows).
Auch das vierte Spiel ist der Nachfolger eines bekannten Titels: >Patrizier 2< ist eine Wirtschaftssimulation. Der Spieler hat die Aufgabe, als Bürger einer spätmittelalterlichen Hansestadt vom einfachen Händler zum Grossunternehmer aufzusteigen. Damit der Spieler Erfolg hat, muss er sich in den Bereichen Handel, Diplomatie und auch in Seeschlachten bewähren. In >Patrizier 2< kann übers Netz auch gegen andere Spieler gekämpft werden (Ascaron, 79 Fr., Windows). MATTHIAS SCHÜSSLER
Lara Croft auf ihrer fünften Mission – zusammen mit Guybrush Treepwood, dem tollpatschigen Piraten aus >Monkey Island< (rechts), kämpft sie gegen Unrecht und langweilige Weihnachten. BILDER: PD