Bilder aus der anderen Welt

Ein Linux-Programm ist auf dem Sprung nach Windows: Gimp bearbeitet Bilder auf die etwas andere Art.

Von Matthias Schüssler

Für Linux-Fans ist Gimp ein Begriff: Wer unter dem freien Betriebssystem Bilder bearbeitet, tut das in aller Regel mit dieser Software. Sie ist fast allen Aufgaben gewachsen, die unter Windows oder Mac professionellen, sprich teuer zu bezahlenden Programmen vorbehalten sind. Gimp dagegen kann kostenlos benützt werden und unterliegt der GNU public license (Gimp steht für «GNU Image Manipulation Program»). Somit ist es frei verfügbar und kann auch im Quelltext eingesehen werden. Dennoch behalten die Entwickler die Urheberrechte.

«Vielleicht etwas abartig»

Wie bei allen freien Softwareprojekten steckt auch hinter Gimp für Windows sehr viel persönliches Engagement. Die Übertragung auf das Microsoft-Betriebssystem wird von Tor Lillqvist in Eigenregie vorangetrieben. Der Finne hat dieses Projekt in Angriff genommen, weil er seinen Diascanner unter Linux nicht zum Laufen bringen konnte. Wenn er schon mit Windows scannen musste, wollte er wenigstens sein gewohntes Bildbearbeitungsprogramm benützen: «Vielleicht bin ich ein bisschen abartig, aber die Portierung macht Spass», kommentiert Lillqvist sein Unterfangen.

Mit Linux nicht vertraute Benützer müssen umdenken, wenn sie Bilder mit Gimp bearbeiten wollen. Das Programm foutiert sich um sämtliche Windows-Konventionen: Ein Hauptprogrammfenster gibt es nicht, ebenso wenig wie eine zentrale Menüleiste. So muss man erst einmal merken, dass die Menübefehle in der linken oberen Ecke eines Bildfensters zu finden sind und durch einen Klick auf das Symbol mit dem liegenden Dreieck eingeblendet werden. Man gewöhnt sich aber schnell an die Möglichkeit, jedes Menü «abreissen» und auf dem Desktop anordnen zu können. Nach dieser Erkenntnis steht einer weiteren Erkundung des Programms und manchem erfreuten Aha-Erlebnis nichts mehr im Weg.

Download und weitere Informationen: http://www.gimp.org/~tml/gimp/win32

Hart am Ball: Gimp liefert Profi-Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop einen schweren Match.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 5. Juni 2000

Rubrik und Tags:

Faksimile

Metadaten
Thema: Tipp der Woche
Nr: 498
Ausgabe: 00-605
Anzahl Subthemen: 1

Obsolete Datenfelder
Bilder: 1
Textlänge: 400
Ort:
Tabb: FALSCH