Nomadenblut

Als sich unsere Vorfahren vor vielen hundert Jahren entschlossen, nicht mehr länger wohnsitzlos durch die Gegenden zu streifen, sondern ihr Nomadendasein gegen eine sesshafte Existenz einzutauschen, schufen sie die Voraussetzungen für die rasante Entwicklung der Menschenrasse, welche sie, technisch, wirtschaftlich, kulturell, dahin katapultierten sollte, wo sie heute steht. Uns hat dies eine ganze Menge an Annehmlichkeiten eingetragen. Wir umgeben uns mit einer Menge an Gütern, auf die unsere nomadischen Vorfahren wohl mit schierem Entsetzen reagiert hätten.

Dennoch – die Wanderlust hat uns nicht verlassen. Ganz im Gegenteil: Wir reisen weiter, als es sich unsere Urahnen jemals hätten träumen lassen. Einerseits zur Ferienzeit, wo uns ferne, exotische Destinationen locken. Andererseits aber auch während der Arbeit: Ein Grossteil der Bevölkerung legt pendelnderweise jährlich eine Strecke zurück, die jedes Nomadenkamel gnadenlos in die Knie zwingen würde. Sogar während der eigentlichen Arbeitszeit sind wir oft unterwegs, um Geschäftspartner zu treffen, die in einem anderen Eckchen des globalen Dorfes zu Hause sind (Gut, man möchte uns schon seit geraumer Zeit genau für diese Fälle das Videoconferencing schmackhaft machen. Ich vermute, dass dieser Technologie bisher der Durchbruch genau deshalb versagt blieb, weil wir das Umherziehen einfach nicht lassen möchten).

Obwohl wir reisen wie die Weltmeister, möchten wir für die Welt ständig erreichbar sein, als ob wir hinter unserem Schreibtisch oder in Pantoffeln am Cheminée sässen. Eine Menge an neuen Technologien, in den letzten Jahren für uns moderne Nomaden bereitgestellt, macht das möglich: Das Handy klingelt, ob man in Seuzach in der Badi liegt oder (dank internationalem Roaming) in Bangkok vor dem Check-In-Schalter steht. Das gleiche Handy empfängt und verschickt auch E-, SMS- oder Faxnachrichten, wann immer seinem Herr und Meister danach ist, und Notebooks sind inzwischen so miniaturisiert, dass sie in jedes Reisegepäck passen (oder, wie die Apple-iBooks, selbst wie ein apartes «Handtäschli» aussehen…).

Und dabei wird es nicht bleiben… die Hardware – und die Daten genauso – werden noch mobiler werden. Aus diesem Grund verstärkt «M+K Computermarkt» die Berichterstattung über «Mobile Computing». In einer eigenen Rubrik berichten wir über neue Hardware, bieten Tipps und Tricks für den Datenabgleich, informieren darüber, was sich in den Symbian-, Palm- und WindowsCE-Welten tut. In dieser Ausgabe lesen Sie, wie sich Handy und Internet näher kommen (Stichwort: WAP). Und wir stellen einen neuen, alten Weltenbummler vor – den Psion 5mx.

Matthias Schüssler

Quelle: M+K Computer-Markt, Montag, 13. September 1999

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Metadaten
Thema: Editorial M+K
Nr: 314
Ausgabe: 99-10
Anzahl Subthemen: 1

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