Marktübersicht Flachbildschirme

Das Ende der Röhre

Es besteht Grund zur Hoffnung, dass wir Computerbenützer bald nicht mehr unter Beschuss einer Kathodenröhre arbeiten müssen und uns ständig die Elektronen um die Ohren fliegen. Denn: die flachen LCD-Displays kommen! Und es sieht so aus, als liesse sich das Heer der Bildschirmarbeiter sich nur allzugerne von den optischen Reizen der superschlanken Shooting-Stars verführen …

Sie sehen auch wirklich gut aus, diese neuen Flachbildschirme – sowohl ausgeschaltet als in Betrieb. Die Abkehr von der Bildröhre eröffnet den Gerätedesignern neue Möglichkeiten und macht auf einen Schlag den Schreibtisch grösser: Sechs bis sieben Zentimeter misst ein 17 Zoll-LCD-Monitor in der Tiefe (15 Zentimeter mit Fuss). Ein vergleichbarer Röhrenmonitor dagegen im Minimum 40 Zentimeter. Wen wundert’s da, dass die Hersteller die neuen LCDs nur allzugern auch im «Profil» zeigen. Doch damit ist das Hauptargument pro LCD noch gar nicht gefallen: Die Bildqualität. Diese ist schlicht exzellent; Konvergenz- und Geometriefehler ein für alle Mal passé. die Anzeige flimmert bei keiner Bildwiederholfrequenz – auch nicht, wenn die Grafikkarte bloss unergonomische 60 Hertz produziert.

Aktiv-Matrix-TFT

Bei den meisten heute erhältlichen Flachbildschirmen kommt die sogenannte Aktiv-Matrix-TFT-Technologie zum Einsatz. Diese Technologie hat im Vergleich zu der Passivmatrix-Technologie den Vorteil, dass sie weniger träge ist und der Cursor bei Mausbewegungen keine Schatten-spur mehr hinter sich herzieht. Bei Aktiv-Matrix-Bildschirmen steht hinter jedem Flüssigkristall-Bildpunkt ein eigener Dünnfilmtransistor («Thin film transistor», kurz TFT), der direkt adressiert und in hohem Takt betrieben werden kann. Allerdings: Ein einziger defekter Transistor (von 2 359 296 bei einer Auflösung von 1024×768 Pixeln) auf einem TFT-LCD reicht aus, diesen unbrauchbar zu machen, denn niemand goutiert einen Pixel, der permanent in der falschen Farbe leuchtet. Der hohe Ausschuss verursacht die Preise, von immer noch über 3000 Franken. Ein kleiner Nachteil gegenüber den Kathodenröhren haben die LCD-Displays allerdings: Optimal können sie nur in einer Auflösung betrieben werden, für die sie gebaut wurden. Muss eine niedrigere Auflösung «herbeiskaliert» werden, entstehen hässliche Treppeneffekte.

Preise sinken weiter

Die Preise werden weiter fallen. Branchenkenner wie Heinz Schuler von Excom rechnen damit, dass im Jahr 2000 ein LCD-Monitor anderthalb mal soviel kostet wie ein Röhrenmonitor – und erstere damit für jedermann erschwinglich sind. Für den Desktopbereich ausserdem wichtig zu wissen: die Hersteller werden die Produktepalette laufend mit hochauflösenden High-end-Monitoren ergänzen; so hat beispielsweise Eizo einen 18- und einen 20 Zoll-TFT-Monitor angekündigt. Und auch die Grafikkartenhersteller reagieren auf den neuesten Trend: Die Adapter werden künftig auch mit einer digitalen Schnittstelle ausgerüstet sein. Damit entfällt die Umwandlung der Bilddaten in ein analoges Signal, was die Grafikverarbeitung beschleunigt und der Qualität entgegenkommt.

Analog-Dinosaurier sterben aus

Auch der Office-Markt dürfte bei der Ablösung der Röhrenbildschirme, dieser analogen Dinosaurier in unserer digitalen Welt, mithelfen. Das Argument der geringeren Gerätegrösse wiegt bei Anschaffungsentscheiden ebenso stark wie die reduzierte Wärmeabstrahlung: Die Mehrkosten für die Geräte, spart man bei der Miete und bei der Klimaanlage.

Quelle: Publisher, Sonntag, 1. Februar 1998

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Thema: Marktübersicht Flachbildschirme
Nr: 193
Ausgabe: 98-1
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