Zwei Augen sehen mehr als eines

«Schau mir in die Augen, Kleines», sagt der Umax-Scanner «Mirage II» genauso locker zu Kleinst-Scanvorlagen wie Humphrey Bogart zu Ingrid Bergmann. Doch auch Scan-Jobs unter dem Motto «Schau mir in die Augen, Grosses» bringen das Gerät nicht in Verlegenheit, denn die eingebaute Zweilinsen-Technik sorgt für Unabhängigkeit beim Scannen. Von grossflächigen Vorlagen von maximal A3-Format bis zu Kleinstmotiven wie Dias und Negativen kann dem Mirage II alles untergeschoben werden.

Je nach Grösse der Vorlage lüftet der Scanner die Augenklappe über der einen oder über der anderen Linse. Linse Nummer eins des Umax-Scanners ist für die grösseren Vorlagen zuständig und bildet die Vorlagen 1:1 auf dem CCD-Chip ab. Arbeitet man mit ihr, dann steht die ganze Breite des Scanfensters von 29 Zentimetern zur Verfügung. Die zweite Linse bietet einen Abbildungsmassstab von 1:2, dementsprechend kann nur der rot markierte Mittelstreifen des Scanfensters in einer Breite von 14,5 Zentimeter genutzt werden. Die Umschaltung der beiden Linsen erledigt die Software selbsttätig, man kann den gewünschten Modus allerdings auch selbst vorgeben.

32 Negative in einem Rutsch

Das A3-Format des Scanners erweist sich auch beim Scannen von Negativen und Dias als vorteilhaft: Denn auch beim Arbeiten mit dem hochauflösenden Modus steht die volle Länge des Vorlagefensters von 43,2 Zentimeter zur Verfügung. Im Batch-Betrieb lassen sich in einem Durchgang bis 32 Kleinbild-Negative abtasten. Verwendet man die mitgelieferten Plastikrahmen, dann scannt das Gerät automatisch nur den Filmbereich. Aber auch manuell lassen sich leicht mehrere Scanbereiche definieren; die Software MagicScan unterstützt einem hierbei optimal.

Mikrokosmos

Die 9800 dpi, welche einem im Auflösungsdialog angeboten werden, machen allerdings nur bei Strich-Scans Sinn. Die physikalische Auflösung beträgt maximal 1400 × 2800 dpi, darüberhinaus wird interpoliert. Für Papiervorlagen reicht dies allemal; eine Briefmarke lässt sich damit beispielsweise so scannen, dass bei den Zäckchen einzelne Papierfasern zu erkennen sind. Bei Dias und Negativen stösst Mirage II schneller an seine Grenzen, für das Scannen von Ausschnitten lässt einem die physikalische Auflösung keinen Spielraum. Aber auch wenn man für solche Fälle noch einen Diascanner anschafft, fährt man immer noch günstiger als beim Kauf eines High-end-A3-Scanners, der auch bei den Durchlichtvorlagen keine Kompromisse eingeht.

Die Bedienerfreundlichkeit der MagicScan-Software wurde ja bereits lobend hervorgehoben. Für Farbechtheit sorgt auf Software-Ebene das Farbmanagement «MagicMatch», es erzeugt auf Wunsch bereits separierte EPS-Dateien.

Die Liste der zur Auswahl sthenden Profile war allerdings nicht ganz auf dem neuesten Stand; hier muss der Käufer womöglich noch etwas Zeit aufwenden, um alle Peripheriegeräte in den Produktionsablauf einzugliedern. Allerdings kann auch die Farbkalibrationssoftware «Binuscan» benützt werden – sie wird ebenfalls mit ausgeliefert und soll MagicMatch längerfristig ersetzten.

Die Installation des Umax-Scanners «Mirage II» ist eine einfache Sache – sobald man denn auf dem Schreibtisch genügend Platz freigeschaufelt hat. Die Dokumentation des Geräts hätte allerdings schon ein bisschen ausführlicher ausfallen können – insbesondere welche Transportverriegelung man lösen muss, hätte Erwähnung auf einem Beiblatt verdient.

Alles in allem ist der Umax-Scanner Mirage II ein Gerät, das A3-Format zu einem angemessenen Preis bietet. Kompromisse müssen allerdings in Sachen Scan-Geschwindigkeit gemacht werden, hier fordert die Übergrösse eindeutig ihren Tribut.

Matthias Schüssler

Weitere Infos: Dynabit AG, 6331 Hünenberg, Tel. 041 785 62 62, Fax 041 781 14 44

Quelle: Publisher, Montag, 1. September 1997

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Thema: Scanner-Test: Umax Mirage II
Nr: 154
Ausgabe: 97-3
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