Hervorragende Qualität des Trinkwassers aus der Thur

Plädoyer für das Wasser

Über 90 000 Leute brauchen, trinken, leben vom Grundwasser aus der Thur. Grund genug, sich ein wenig mit dieser Selbstverständlichkeit auseinanderzusetzen. Dies die Aussage Christian Wielands, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft des Kantons Thurgau anlässlich einer Pressefahrt zu diesem Thema. Für ihn ist die Beschäftigung mit dem Grundwasser der Thur Arbeit und spannende Liebhaberei zugleich.

(scm) Die Natur schuf die Voraussetzungen für die heutigen Grundwasserverhältnisse am Ende der letzten Eiszeit, als der zurückweichende Gletscher die weich modellierte Landschaft des Thurtals wieder freigab. Die junge Thur brachte grosse Massen an Geschiebe vom Osten und begann, zusammen mit der Murg, das Tal aufzuschottern. Der Schichtbau spiegelt die Entstehungsgeschichte: auf dem Molassefels liegt Moränenmaterial, dem Seebodenablagerungen folgen, die vom Thurschotter überlagert sind. Durch die Ritzen zwischen dem Schotter und Sand hindurch fliesst heute das Grundwasser, mit einer Geschwindigkeit von nicht mehr als zehn bis zwanzig Metern pro Tag.

Oberhalb der Gemeinde Berg (TG) erzählt Christian Wieland, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft des Amts für Umweltschutz des Kantons Thurgau, die Geschichte der Thur und ihres Grundwassers. Er bezeichnet es als Glücksfall, dass in seiner Abteilung nicht nur die Wasserwirtschaft geregelt, sondern auch Forschung betrieben werden kann.

So hat er die Möglichkeit, mit einem EDV-Modell den Geheimnissen der Grundwasserverhältnisse auf die Schliche zu kommen: Der Computer kann beispielsweise die Auswirkungen einer erhöhten Wasserentnahme durch die Pumpstation simulieren. Wenn Wieland von seiner Arbeit erzählt, isdt die Faszination und Freude deutlich herauszuspüren. Er selbst drückt es mit folgenden Worten aus: «Das Untersuchen von Steinen ist dramatisch spannend.»

Regulation

Das Grundwasser – 3500 Liter werden pro Sekunde neu gebildet – stammt zu 80 Prozent aus der Thur, zwölf Prozent sind Versickerung von Niederschlägen. Wichige Regulatoren des Grundwasserbestandes sind die Binnenkanäle. Durch ihre Tiefe reichen sie bis unter den Grundwasserspiegel und können dadurch Grundwasser aufnehmen und später wieder der Thur abgeben.

Trinkwasser ohne Chemie

Pius Huber, Brunnenmeister in der Pumpstation der Regionalwasserversorgung Mittelthurgau, legt Wert auf die Tatsache, dass das Grundwasser, so wie es aus 22 Metern Tiefe aus dem Schotter emporgepumpt wird, in die Haushalte gelangt: «Wir verwenden keinen Tropfen Chemie.» Trotzdem – oder gerade deswegen hat das Wasser einwandfreie Lebensmittelqualität. Der Kalkgehalt sei etwas hoch, doch das sei werder schädlich noch unnatürlich, sondern eine Folge der langsamen Fliessgeschwindigkeit durch sandhaltigen Schotter.

Das Problem des hohen Nitratgehalts konnte durch die Beratung der Landwirte gelöst werden. In diesem Jahr werden an Bauern, die das Land um die Pumpstationen bewirten, Schutzzonenbeiträge ausgezahlt: «Als Dank und Anerkennung, dass sie besonders vorsichtig Dünger einsetzen», wie Huber sagt. Eine Verschmutzung durch einen Unfall oder Altlasten sei noch nie aufgetreten, man sei aber bereit, in einem solchen Fall schnell zu reagieren.

Fördermengen

In Weinfelden-Bürglen ist der heutige Verbrauch von 200 Litern pro Sekunde an der obersten ökologischen Grenze angelangt, obwohl die Konzession eigentlich 550 Liter freigäbe. Im Gebiet Grüneck-Frauenfeld-Altikon wird bei einer Konzession von 900 Litern gerade 200 abgezapft – weit weniger, als möglich wäre. «Betreffend Konzessionen haben wir noch einige Knoten zu lösen», meint Wieland.

Quelle: Der Landbote, Samstag, 11. Juli 1992

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Thema: Trinkwasser aus der Thur
Nr: 29
Ausgabe: 92-158
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