Die Rolle der Entwicklungshilfe

Volkshochschulkurs in Ossingen orientiert über die Situation früher und heute

sch. Im Schulhaus Orenberg in Ossingen fand letzten Dienstag der erste von drei Vorträgen zum Thema «Entwicklungshilfe, Wunschbild und Wirklichkeit» statt. Der langjährige UNO-Mitarbeiter Heinrich Hablützel vermittelte grundlegende und fundierte Informationen zu diesem komplexen Gebiet.

Fast täglich ist die Entwicklungshilfe Thema der Massenmedien, aber eine kompetente Berichterstattung ist eher selten. Deshalb ist es das Anliegen des diplomierten Agronomen Heinrich Hablützel, Vorurteile, Missverständnisse und Zweifel aus dem Weg zu räumen. Im ersten Referat sprach der langjährige Mitarbeiter der UNO über Entstehung und Veränderungen der Entwicklungshilfe im Laufe der Zeit; an den zwei weiteren Abenden am nächsten und übernächsten Dienstag wird er näher auf seine eigenen Erfahrungen eingehen.

Beginn der Entwicklungshilfe

Entwicklungshilfe, das heisst, die Vermittlung von technischem Wissen, Bildung und Erkenntnissen ist so alt wie die Menschheit. Zum Beispiel durch die Ausbreitung des römischen Reiches oder der christlichen Religion, geschah sie sozusagen zwangsläufig. Entwicklungshilfe im Sinne internationaler Solidarität gibt es aber erst seit dem Zweiten Weltkrieg, wo dank den USA ein Programm (das grösste Finanzhilfeprogramm in der Geschichte der Menschheit, der Marshall-Plan) auf die Beine gestellt wurde, um das zerstörte Europa wieder aufzubauen. Gleichzeitig gerieten die eben von der Kolonialherrschaft befreiten Staaten in Afrika und Asien in Krisen, da sie nicht plötzlich ohne ihre Mutterländer auskommen konnten, die sie zwar ausgenutzt, aber auch für Spitäler, Schulen und wirtschaftliche Entwicklung gesorgt hatten. Dadurch entstanden UNO-Unterorganisationen, die Wirtschaftliche und technische Unterstützung der Regierung nicht nur auf finanzieller Ebene bieten wollten (WHO, die Weltgesundheitsorganisation, UNESCO, das Kinderhilfswerk und andere).

Weiterentwicklung bis heute

Die immensen Gelder – man spricht von mehreren Milliarden Dollar jährlich – werden zum grösseren Teil über Steuern, also von Mitgliederstaaten der UNO aufgebracht; der andere Teil basiert auf freiwilligen Spenden Privater. Das Geld (oder Naturalien, wie sie meist von Ostblockländern aufgebracht werden) fliesst dann entweder bilateral, das heisst vom Geber- direkt ins Empfängerland oder multilateral, wo es durch die UNO verteilt wird. Die Hilfe wird im allgemeinen als Subvention zugesprochen, aber auch die Kredite der Weltbank erweisen sich faktisch als Subventionen, da die extrem verschuldeten Entwicklungsländer diese Schuld bis auf wenige Ausnahmen kaum einmal tilgen werden können. Die Vereinten Nationen möchten durch Ausbildung von Enheimischen und durch Vermittlung von technischem Wissen vor allem in den Sparten Gesundheitswesen/Ernährung, Bildung, Kunst, Verkehr, Industrie und Landwirtschaft eine umfassende Unterstützung bieten.

Weitere Vorträge

sch. Das Thema ist keinesfalls mit wenigen Zeilen ausgeschöpft; vertieftere Auseinandersetzung bieten die zwei weiteren Vorträge, organisiert von der Volkshochschule des Kantons Zürich. Sie finden am 14. und 21. März um 20 Uhr wieder im Schulhaus Orenberg in Ossingen statt.

Quelle: Weinländer Zeitung, Freitag, 10. März 1989

Rubrik und Tags:

Metadaten
Thema:
Nr:
Ausgabe:
Anzahl Subthemen:

Obsolete Datenfelder
Bilder:
Textlänge:
Ort:
Tabb: